
Der Claim
Madeleine glitt durch den leeren Raum, während Geraldine auf das Holo starrte. Ein Planet nach dem anderen flammte auf, jeder versprach irgendetwas – und hielt dann nichts.
„Metallarm. Super. Noch ein Deko-System,“ murmelte sie.
Sie wischte weiter.
„Zu weit draußen. Zu heiß. Zu langweilig.“
Sie wusste genau, was sie suchte: ein System mit metallreichen Planeten für spätere Bauten und wenigstens einem Ringplaneten, um Rohstoffe zu ziehen. Beides in Reichweite von Aisling, aber weit genug weg, um niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen.
Die meisten Systeme schieden sofort aus. Entweder gab’s Ringe aus Staub, die keinen Credit wert waren, oder Gesteinsplaneten, auf denen man nicht mal ein Fundament halten konnte.
Geraldine seufzte, tippte auf die Konsole. „Ich will ja nicht viel – nur stabile Orbits, Metalle zum Schürfen, Ringe zum Fördern und Platz zum Bauen. Und bitte kein religiöser Kult in Nachbarschaft.“
Dann tauchte ein Punkt auf dem Schirm auf: Synuefe NZ-V b48-3.
Drei metallreiche Welten. Zwei mit Ringen. Ruhige Sternlage. Kaum Verkehr.
„Aha. Du klingst nach Arbeit.“
Sie prüfte die Koordinaten – noch im äußeren Einflussbereich von Aisling, aber weit genug, um eigene Entscheidungen zu treffen. Ein leichtes Grinsen zog über ihr Gesicht.
„Nähe, aber keine Kontrolle. So mag ich’s.“
Sie kippte sich den letzten Rest kalten Kaffees runter und lehnte sich zurück. „Gut, NZ-V b48-3. Wenn du nicht auseinanderfällst, kriegst du bald Besuch.“
Der Sprungantrieb lud. Madeleine summte tief, wie ungeduldig geworden. Geraldine legte die Hand auf das Panel, kurz und vertraut.
„Ja, ja. Ich weiß. Du willst’s sehen. Ich auch.“
Das Schiff zog an, die Sterne verzogen sich zu Linien, und irgendwo zwischen den Sprüngen dachte Geraldine nur: Vielleicht wird das ja wirklich was.
Der Sprung fiel ab, und die Sterne kamen zurück – still, endlos, wie eine leere Bühne.
Geraldine streckte kurz die Schultern, während die Scanner anliefen. Synuefe NZ-V b48-3.
Die Anzeigen blinkten auf – und sie erstarrte.
Einer. Zwei. Drei … sieben metallreiche Planeten. Alle in stabilen Orbits, keine überhitzten Sonnen, keine Schrottgürtel. Nur pures, verlässliches Material.
„Sieben?“ Sie lehnte sich vor, zoomte die Karte hinein. „Das ist kein System, das ist eine Einladung.“
Kein einziger Ring. Kein einziger.
„Na gut,“ murmelte sie. „Kein Abbau aus dem Orbit, dafür Material ohne Ende. Ich nehm den Deal.“
Sie prüfte die Daten nacheinander.
Dichte, Gravitation, Oberflächenstruktur – fast alles im grünen Bereich. Manche zu heiß, andere perfekt für modulare Bauplattformen. Für eine Kolonie bedeutete das: Flexibilität, Sicherheit, Optionen.
Dann blinkte die unvermeidliche Warnung auf.
Kolonisierbarkeit eingeschränkt – kein bewohntes System in Reichweite.
Geraldine verdrehte die Augen. „Natürlich. Die fünfzehn-Lichtjahre-Regel. Weil irgendwer beschlossen hat, dass Pioniere besser mit Nachbarn funktionieren.“
Sie ließ die Karte auszoomen. Der Scanner rechnete, dann erschien ein Punkt: ein kleines, kaum erwähnenswertes System dreizehn Lichtjahre entfernt – bewohnt, minimal, aber genug für die Verwaltung.
„Da hast du’s,“ sagte sie trocken. „Bürokratie 1, Zufall 2.“
Sie lehnte sich im Sitz zurück, betrachtete die sieben Planeten, die ruhig in der Schwärze hingen. Keine Show, kein Spektakel – nur Rohstoff, Boden, Potenzial.
„Kein Schmuck, kein Lärm,“ murmelte sie. „Aber du bist echt. Ich mag echt.“
Madeleine summte leise. Geraldine tippte auf das Panel, setzte eine Markierung.
„Also gut, NZ-V b48-3. Du wirst gebaut.“
Der Antrieb vibrierte kurz, als hätte Madeleine zustimmend gezuckt.
„Ich weiß, Mädel,“ sagte sie leise. „Das ist der Anfang.“
Draußen glitt das Licht über die Planetenoberflächen, kalt und metallisch – wie ein Versprechen, das nur darauf wartete, eingelöst zu werden.
Sie programmierte den Sprungkurs zum Nachbarsystem – jenes unscheinbare, das die Verwaltung verlangte. Ein bewohnter Außenposten, kaum größer als ein Asteroidenhafen, aber mit der nötigen Infrastruktur: Kolonieämter, Territorialbehörde, Registratur für Claims. Der bürokratische Mindestabstand in Person.
„Dreizehn Lichtjahre. Mach dich hübsch, Madeleine.“
Die Triebwerke antworteten mit einem tiefen Grollen, als hätte das Schiff selbst begriffen, dass es jetzt offiziell werden würde.
Der Hyperraum zog sich auf, das vertraute Beben im Sitz, das Rauschen der Raumzeit. Sekunden später fiel der Sprung ab, und der Zielstern blendete das Cockpit in gleißendes Weiß.
Das System war tatsächlich bewohnt – oder eher: belegt. Ein alter Handelsposten, ein paar Außenanlagen, ein Verwaltungsdock mit minimaler Rotation. Kein Funkverkehr, nur automatisierte Begrüßung.
„Zivilverwaltung Einheit 4-7 begrüßt Sie. Bitte melden Sie sich für territoriale Anmeldungen über Kanal 3-Alpha.“
Geraldine seufzte. „Das klingt nach Formularen mit Lasergravur.“
Sie koppelte das Terminal an und rief den Verwaltungsport auf. Der Prozess war klar: Nachweis der Mittel, Identifikation, Claimcode anfordern, Aktivierungsfrist starten. Rosie hätte das in zehn Minuten erledigt – aber diesmal wollte sie es selbst tun.
„Commander Geraldine Cailloux-Delaurent,“ sagte sie in das Mikro. „Citadel Geraldine. Antrag auf Besiedlungsrecht für System Synuefe NZ-V b48-3.“
Die Konsole blinkte, Datenströme liefen durch die Schnittstelle. Sekunden vergingen, dann erschien das Formular mit der Sachlichkeit eines Steuerbescheids:
Anspruchstyp: zivil
Frist: 24 Standardstunden bis Bojensetzung
Gültigkeitszeitraum: 4 Wochen bis Funktionsnachweis der Erststruktur
„Bürokratie in Reinform.“
Sie autorisierte die Zahlung. 25 Millionen Credits verschwanden in der Verwaltungsleere, quittiert mit einem nüchternen „Transaktion erfolgreich“.
„Na bitte. Jetzt sind wir offiziell bekloppt.“
Sie schloss die Verbindung, startete die Navigation neu und richtete den Kurs auf NZ-V b48-3.
Der Rücksprung fühlte sich anders an – nicht wie ein Erkundungsflug, sondern wie ein Aufbruch. Madeleine lag ruhig im Raum, nur das gedämpfte Brummen des Reaktors füllte die Stille.
„Noch 24 Stunden,“ murmelte Geraldine. „Dann gehört uns ein Stück Nichts.“
Sie aktivierte das Frachtkompartment, überprüfte die Sonde – eine unscheinbare metallene Kapsel, kaum zwei Meter lang, aber mit genug Rechenleistung, um den Claim zu bestätigen und zu halten.
Als sie in das System eintauchte, lag der Stern ruhig und gelassen im Zentrum. Die sieben Planeten zogen ihre Kreise, gleichmäßig, stoisch. Geraldine wählte die äußere Umlaufbahn der dritten Welt – ausreichend sicher, gute Funkverbindung, minimaler Trümmeranteil.
„Hier bist du also,“ sagte sie leise und leitete die Sequenz ein. Madeleine öffnete die Klappen, ein dumpfer Schlag hallte durch das Schiff, dann löste sich die Boje und trieb hinaus in die Schwärze.
Das Aktivierungssignal ging durch. Ein kurzes, pulsierendes Licht – und dann die Bestätigung:
Claimcode #7A9F – aktiviert
Fristbeginn: 0:00 UTC
Territoriale Eintragung: Citadel Geraldine
Geraldine sah dem kleinen Punkt nach, der langsam kleiner wurde, bis er nur noch ein schwaches grünes Blinken war.
„Das war’s. Wir sind offiziell Kolonisten.“
Sie legte die Hände an die Konsole, atmete durch und lehnte sich zurück.
„So, Mädel,“ sagte sie zu Madeleine. „Jetzt wird gearbeitet.“
Der Bordcomputer bestätigte mit einem leisen Summen.
Im Hintergrund zählte bereits die Uhr herunter.
Fundament
Madeleine fiel aus dem Frameshift, und die Citadel Geraldine tauchte vor ihr auf – ein stilles, riesiges Etwas im Halbschatten des Systems. Keine Patrouillen, keine Frachtkorridore, nur das Licht der Navigationsbaken, das über den Rumpf wanderte. Geraldine atmete aus. Der Claim stand. Jetzt begann das, was sie besser konnte als jeder andere: aus Zahlen, Karten und Nerven ein Fundament bauen.
„Citadel, hier Madeleine. Anflug vektorbasiert. Boje steht, Bestätigungscode 7A9F aktiv.“
Rosies Stimme kam sofort zurück, präzise und nüchtern: „Daten empfangen. Die Crew wartet schon im Besprechungsraum. Willkommen zurück, Commander.“
Beim Andocken sah Geraldine, dass selbst die Wartungsdecks stillstanden – kein Klirren, kein Surren. Alle wussten, was das bedeutete. Die Citadel war ab jetzt keine Handelsplattform mehr, sondern eine Baustelle mit Triebwerk.
Die Luft im Hangar war warm und leicht metallisch. Amanda stand schon dort, mit verschränkten Armen, grauer Overall offen bis zur Brust, die Haare zum Knoten gebunden. „Und?“ fragte sie, kaum dass die Luke sich öffnete.
Geraldine zog den Helm ab, grinste kurz. „Boje sitzt. Und sie blinkt grün.“
„Dann ist das hier offiziell.“ Amanda nickte. „Wir haben Arbeit.“
Im Besprechungsraum flimmerten Holo-Displays an jeder Wand, und Rosie hatte bereits die Systemdaten geladen. Holland und zwei Techniker lehnten an der Reling, mit Kaffeebechern und diesem stillen, skeptischen Blick, den nur Leute haben, die wissen, dass jede Euphorie bald in Arbeit ausartet.
Geraldine trat an das Hauptdisplay, legte eine Speicherkarte ein, und das Bild des Systems sprang auf: sieben metallreiche Planeten, sauber in ihren Bahnen.
„Das ist es also,“ sagte Rosie. „Synuefe NZ-V b48-3. Keine Ringe, aber ein Traum aus Dichte und Stabilität.“
„Klingt nach Arbeit ohne Aussicht,“ brummte Holland.
„Klingt nach Arbeit mit Zukunft,“ korrigierte Geraldine. Sie zoomte in den dritten Planeten, markierte die flachen Areale in Äquatornähe. „Hier fangen wir an.“
Amanda hob den Blick. „Das Fundament?“
„Noch nicht festgelegt,“ antwortete Geraldine. „Aber wir legen heute fest, wo der Außenposten stehen wird – und was wir dafür brauchen.“
Ein kurzes Schweigen. Dann das vertraute Summen der Projektoren, als Rosie die Karten drehte. Die Citadel vibrierte leise unter ihren Füßen, wie ein Puls, der sich auf das übertrug, was sie gleich beginnen würden.
Rosie schaltete das Holo auf großflächige Darstellung. Die sieben Welten erschienen im Raum als Miniaturen – kalt, träge, perfekt. Linien markierten Umlaufbahnen, Rohstoffdichten, Temperaturräume. Geraldine liebte diesen Moment – wo aus bloßer Leere eine Landkarte wurde.
„Die drei inneren haben stabile Magnetfelder,“ begann Rosie. „Temperaturen zwischen minus 20 und + 40 Grad, geringe Einschlagsrate. Alles, was wir brauchen, um Strukturen zu halten.“
Holland lehnte sich vor. „Aber kaum Ringe – also kein schneller Zugriff auf Eis oder Metalle. Wir müssen Oberflächenabbau betreiben.“
„Ist mir lieber,“ meinte Geraldine. „Ringe sind unberechenbar. Ein Stein zu viel, und du verlierst ein Schiff.“
Amanda tippte auf die dritte Welt. „Hier. Flache Ebenen, kaum tektonische Aktivität, genug Licht für Solarpaneele. Wenn wir dort das Habitat setzen, können wir die Produktion skalieren, bevor wir den Rest anbinden.“
„Ich sehe keine Einwände,“ sagte Rosie, während sie Koordinaten einzeichnete. „Äquatornah, Sektor Gamma – 14° Ost. Geringe Windscherung, Bodenanalyse positiv.“
Geraldine nickte. „Das wird unser Kern. Outpost Geraldine – Phase Eins.“
Die Worte hallten kurz im Raum nach, fast wie ein Schwur.
Amanda grinste leise. „Klingt, als hättest du das schon länger geplant.“
„Nur die Richtung,“ erwiderte Geraldine. „Nicht das Ziel.“
Rosie rief die Rohstoffbilanz auf, und die Holo-Fläche wandelte sich zu einer endlosen Liste aus Symbolen, Zahlen, Stoffen. Sie markierte die wichtigsten in Gelb.
„Für ein Habitat dieser Größe brauchen wir etwa 20 000 Tonnen Basismaterial. Metalle, Polymere, Energieknoten. Soweit normal. Aber …“ – sie hielt inne – „bei den Strukturkomponenten sieht’s dünn aus.“
Holland runzelte die Stirn. „Wie dünn?“
„CMM Composites. Ceramic Composites. In dieser Größenordnung praktisch nicht handelbar.“
Der Raum wurde still.
Geraldine verschränkte die Arme. „Wie viel fehlt?“
„Wenn wir nur das Basisgerüst wollen: fünfhundert Tonnen CMM, zweihundert Ceramic.“
Amanda stieß Luft aus. „Das ist nicht selten – das ist Luxus.“
Rosie zuckte die Schultern. „Das ist Standard in der neuen Kolonialarchitektur. Ohne das hält dir keine Kuppel den ersten Sturm.“
Geraldine schob sich an das Terminal, sah auf die blinkende Liste. „Dann finden wir es. Irgendwo produziert das jemand in Massen.“
„Oder hamstert’s,“ warf Holland trocken ein.
Geraldine ignorierte ihn, blickte zu Rosie. „Setz alles in Bewegung. Handelsnetzwerke, Stationsmärkte, Fraktionslisten. Ich will wissen, wo die Dinger herkommen – und wer sie hortet.“
Rosie nickte, die Finger schon über den Holo-Tasten. Amanda ging zur Seite, verschränkte die Arme und beobachtete das Treiben mit dieser Mischung aus Skepsis und stiller Bewunderung.
„Du weißt, dass das ein Ritt wird,“ sagte sie leise.
Geraldine sah sie kurz an. „Das ist Kolonisierung, Amanda. Kein Wochenendprojekt.“
Der Besprechungsraum war leerer geworden. Nur Rosie und Holland blieben, beide tief in Daten vertieft. Geraldine stand am Hauptdisplay, das Systemholo spiegelte sich in ihren Augen – die roten Markierungen sahen aus wie Wunden auf einer Karte.
„Wir fliegen selbst,“ sagte sie schließlich, ruhig, ohne Pathos. „Die Citadel bleibt im Sprungfenster, bis wir die Mengen haben. Cutter übernimmt den Haupttransport.“
Holland nickte knapp. „Ich rüste sie um. Schilde raus, Fracht rein. Tank bis zur Oberkante, Energie auf Minimum. Das Ding wird ein fliegender Container, aber effizient.“
„Genau so will ich’s.“ Geraldine lehnte sich an die Konsole, studierte die Karte. „Wir priorisieren CMM vor Ceramic. Wenn wir das Fundament nicht haben, können wir auch keine Wände setzen.“
Rosie scrollte durch die Materiallisten, markierte Knotenpunkte mit grünem Licht. „Ich hab drei Systeme mit Restbeständen gefunden. Nichts Ideales, aber greifbar. In allen dreien ist die Dockkapazität über 90 %. Wenn du Pech hast, bekommst du nicht mal Landeerlaubnis.“
„Dann erzwinge ich sie,“ entgegnete Geraldine. „Wir docken, laden, springen. Keine Pausen, keine Umwege.“
„Mit einer Cutter, überladen, ohne Schild?“ Holland schüttelte leicht den Kopf. „Das ist Wahnsinn.“
„Wahnsinn wäre, es nicht zu versuchen,“ sagte Geraldine, kühl und entschlossen.
Sie tippte eine Route ein – drei Systeme, ein Dreieck aus Geduld und Risiko. Jeder Sprung war grenzwertig. Die Frachtdaten liefen synchron über die Bildschirme: erwartete Mengen, Preise, Transferzeiten.
„Das wird ein 48-Stunden-Marathon,“ meinte Rosie, die Augen auf den Zahlen. „Aber wenn wir das schaffen, haben wir Material für zwei komplette Habitat-Sektionen.“
„Dann reicht das, um den Claim zu sichern.“
Sie schloss die Karte, trat zurück. „Holland – Cutter in drei Stunden startklar. Ich will redundante Tanks, Notfalltreibstoff und zwei Ersatzaggregate.“
„Wird gemacht.“
„Rosie – du übernimmst die Citadel. Bereite Sprungfenster vor. Ich will ständige Kommunikation, sobald ich docke.“
„Verstanden.“
Der Raum war still, nur das Summen der Projektoren blieb. Geraldine sah einen Moment lang auf die schwebende Karte, auf die glimmenden Bahnen zwischen den Sternen. Die Linien wirkten wie dünne Fäden – und jeder davon hielt den Anfang eines Bauwerks, das noch gar nicht existierte.
„Dann los,“ sagte sie leise. „Die Citadel schläft nicht.“
Holland nickte und verschwand. Rosie blieb noch einen Moment, sah sie an. „Du weißt, das wird kein Spaziergang.“
„Ich will keinen Spaziergang,“ erwiderte Geraldine. „Ich will ein Zuhause.“
Die Cutter glitt aus dem Hangar wie ein Stück polierter Wille. Kein Zierrat, kein Schutzschild, nur Panzerung und Raum. Geraldine steuerte selbst.
Die Citadel blieb zurück, riesig und stumm im Dunkel, während der Frameshift sie in grelles Blau tauchte.
Die ersten Flüge waren zäh.
Warten auf Dockfreigaben. Verzögerungen. Überfüllte Hangars, überforderte Controller, Frachtlisten, die sich stündlich änderten.
CMM-Composites wurden behandelt wie Heiligtümer – jeder wollte welche, keiner gab welche ab.
Geraldine blieb ruhig, bezahlte, lud, sprang.
Einmal musste sie fast eine Stunde im Orbit kreisen, bevor die Station sie überhaupt erkannte. Ein anderes Mal entlud sie mitten im Schichtwechsel und half selbst, die Container zu sichern.
Nach drei Tagen verschwammen die Abläufe.
Start, Sprung, Dock, Laden, Sprung, Entladen.
Immer dieselbe Bewegung, derselbe Klang im Cockpit. Madeleine hätte es genossen – rhythmisch, präzise, fast meditativ.
Rosie hielt die Citadel ständig im optimalen Sprungfenster.
Sobald Geraldine auftauchte, liefen schon die Andockarme aus, die Frachtluken öffneten sich, die Container wurden eingesogen wie Atemzüge.
Irgendwann dachte sie nicht mehr nach. Nur noch: Nächster Sprung. Nächster Frachtraum. Nächster Ton, wenn die Ladung verriegelt.
Als sie das letzte Mal abdockte, merkte sie, dass ihre Hände ruhig blieben. Kein Zittern, keine Hektik. Nur dieser gleichmäßige Druck auf dem Steuerknüppel, der sich anfühlte wie Routine – und Kontrolle.
Wieder zurück auf der Citadel stand Holland an der Ladeluke, ölverschmiert, aber grinsend.
„Das war der letzte Schwung,“ sagte er. „Wir sind voll.“
Geraldine stieg aus, zog den Helm ab. Ihre Haare klebten, die Stimme war heiser, aber fest.
„Inventur?“
Rosie kam mit dem Tablet. „CMM komplett. Ceramic auf 98 Prozent. Der Rest? Standardmaterial. Das schaffen wir mit Bordmitteln.“
Ein kurzer Moment Stille. Dann nickte Geraldine langsam.
„Dann steht das Fundament.“
Rosie lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. „Das Fundament, ja. Der Rest ist Fleißarbeit.“
Holland reichte ihr eine Flasche aus dem Werkzeugfach. Keine Etikette, kein Anlass, nur ein stilles Ritual.
„Auf den Anfang,“ sagte er.
Geraldine hob die Flasche. „Auf Arbeit, die bleibt.“
Die beiden stießen an, das Metall des Schiffes vibrierte leicht unter ihnen, als irgendwo die Generatoren ansprangen.
Amanda war längst fort – ein Funkspruch, kurz und knapp. Irgendeine Piratenmission, irgendwo am Rand des Chaos. Geraldine hatte nur geantwortet: Mach’s ordentlich.
Jetzt war sie hier, zwischen Lärm und Schweigen, und die Citadel füllte sich mit Material, mit Zweck, mit Zukunft.
Sie sah auf das Holo im Hangar: der kleine Punkt mit der blinkenden Boje.
Synuefe NZ-V b48-3.
Ihr System.
Geraldine lächelte kaum merklich.
„Das wird was,“ murmelte sie. „Endlich.“
Das Licht im Hangar flackerte kurz, dann lief alles weiter, wie es sollte. Routine, Fortschritt, Ziel.
Die Citadel arbeitete – und zum ersten Mal fühlte es sich an, als würde sie leben.
Kontakt
Die Citadel Geraldine schnitt aus dem Hyperraum wie ein lautloser Riese. Wochenlange Vorbereitung endete in einem einzigen Augenblick, als der Sprung abfiel und das System in voller Klarheit vor ihnen stand.
Stille. Nur das tiefe, pochende Nachbeben der Triebwerke vibrierte durch den Boden, als das Schiff seine neue Bahn fand.
Geraldine stand auf der Brücke, die Hände an der Reling. Vor ihr glomm der Stern des Systems – ruhig, golden, unverbraucht. Ringsum war nichts als Raum. Keine Verkehrsrouten, kein Funkrauschen, nur das leise Surren der Systeme.
Rosie beugte sich über die Konsole. „Sprung stabil. Keine Anomalien. Der Sektor ist leer.“
„Gut,“ sagte Geraldine leise. „Dann fangen wir an.“
Die Citadel bremste ab, ihre Triebwerke schalteten nacheinander in Standby. In der Ferne zog das Licht der Sonne über den massiven Rumpf, ließ die Hülle kurz wie glühendes Metall wirken. Ein künstlicher Mond, der seinen Platz gefunden hatte.
„Halt die Position,“ sagte Geraldine.
„Bestätigt,“ antwortete Rosie.
Geraldine blieb noch eine Weile stehen, sah in die Schwärze hinaus. Es war kein spektakulärer Anblick – keine Flotten, keine Signale. Nur sie, ihre Crew und eine Leere, die ihr gehörte.
Ein kleiner, fast unsichtbarer Zug ging durch ihre Gesichtszüge. Sie hatte viele Systeme durchflogen, aber noch nie eines gesetzt.
Jetzt stand sie hier – und spürte zum ersten Mal, was Besitz im All wirklich bedeutete.
„Das ist es,“ murmelte sie. „Unser Platz.“
Rosie schwieg, doch das leichte Nicken reichte.
Der Hangar der Citadel vibrierte leise, als der Frachter bereitgemacht wurde. Die Cutter stand auf der Hauptplattform – wuchtig, glatt, funktional. Keine Zier, kein Gefühl von Eleganz, nur reine Kapazität.
Geraldine mochte dieses Schiff nicht wirklich, aber sie respektierte es. Es tat, was getan werden musste.
„Tanks gefüllt, Ladung eins bis fünf gesichert,“ meldete Rosie über Interkom.
„Bestätigt. Wir starten.“
Die Hangartore öffneten sich langsam. Kaltweißes Licht fiel in den Raum, das Summen der Schilde verstummte, und dann schob sich die Cutter hinaus ins Schwarze.
Vor ihr: die Baustelle.
Ein halb fertiger Ring aus Modulen, Verstrebungen, Energiekanälen.
Es war noch nichts, was Leben trug – aber es war mehr als eine Idee. Es war das erste Bauwerk, das ihren Namen tragen würde.
Geraldine hielt den Kurs stabil, ließ die Frachtgreifer ausfahren und öffnete die Luken. Ein dumpfes Rucken, dann schwebten die Container hinaus, jeder markiert und getrackt. In der Ferne griffen Drohnen danach, schleppten sie zu den magnetischen Halterungen der Baustelle.
Ein kurzer Moment Stille. Nur das leise Knistern der Energieverbindungen über die Außenmikrofone.
Geraldine legte den Kopf zurück gegen den Sitz, atmete tief.
Das war kein Missionsziel, kein Auftrag, kein Vertrag. Das war ihr Werk.
Sie blieb, bis die letzten Container eingerastet waren, dann steuerte sie zurück.
Die Citadel wartete, groß und ruhig, wie eine Mutterstation, die ihre Kinder aussendet.
Die nächsten Flüge liefen mechanisch.
Laden. Starten. Anfliegen. Abladen.
Kein Funkverkehr, keine Ablenkung, keine Pausen.
Rosie überwachte alles, Holland koordinierte die Andockzeiten.
Der Rhythmus setzte sich wie ein Takt in Geraldines Kopf.
Jeder Flug war identisch, aber keiner überflüssig.
Stunde um Stunde, Ladung um Ladung, schob sich Material aus der Citadel in die entstehende Station.
CMM, Ceramic, Strukturaluminium, Energiezellen, Paneele – jedes Teil verschwand im Netz aus Trägern und Segmenten, das langsam Form bekam.
Nach etwa zwei Tagen merkte sie, dass sie aufhörte zu denken.
Ihre Hände bewegten sich automatisch, jeder Ablauf war verinnerlicht.
Start. Abdock. Kurs. Ausrichten.
Abladen. Abdrehen. Rücksprung.
Ein Kreislauf aus Zweck und Konzentration.
Und irgendwann, zwischen zwei Frachtflügen, fiel ihr auf, dass die Baustelle plötzlich „echt“ aussah.
Kein Gerüst mehr – eine Struktur. Etwas, das bleiben würde.
Sie stoppte kurz, hielt die Cutter in sicherer Distanz, sah zu, wie die Drohnen an einem neuen Modul arbeiteten.
Das Licht der Sonne reflektierte über den Platten, und sie dachte: Das ist mein Ort.
Nach fünf Tagen ununterbrochener Flüge war die Cutter kaum wiederzuerkennen. Der Lack war stumpf vom Mikromüll, die Triebwerksdüsen glühten matt von Überhitzung. Geraldine saß in der Pilotenkapsel, die Bewegungen präzise, fast mechanisch. Schlaf kam nur in kurzen Stößen, meist zwischen zwei Entladevorgängen.
Der Funk war still. Die Baustelle wuchs – Ringe, Träger, Tanks, ein langsam geschlossener Körper. Jede Ladung, die sie brachte, machte das Bild dichter.
Sie war müde, aber zufrieden. Es lief.
Dann kam der Flug, bei dem sie zu viel wollte.
Sie hatte die Cutter zu nah an die Konstruktion manövriert – Routine, Zeitdruck, beides zusammen. Die Station arbeitete inzwischen mit automatischen Greifarmen, die ihre Bewegungen synchronisierten. Einer davon bewegte sich, während sie abdrehte.
Ein metallisches Krachen riss durch das Schiff.
Die ganze Cutter vibrierte, Warnsignale schrien auf.
Geraldine riss das Steuer herum, versuchte auszugleichen. Auf dem Seitenmonitor blitzte das Bild des Einschlags: ein Trägersegment hatte die rechte Seitenverkleidung aufgeschlitzt, Schrapnell flog in den Impulsgenerator.
„Verdammt …“
Druckabfall auf Deck 2, Kühlmittelverlust, ein gelber Streifen über den Statusanzeigen.
Sie zog die Cutter vom Baugerüst weg, spürte, wie das Schiff träge wurde. Ein dumpfer Schlag folgte – irgendetwas riss sich endgültig los.
„Rosie, ich komm rein! Notlandung, Hangar eins vorbereiten!“
„Bestätigt. Leitstrahl aktiv!“
Sie hielt das Schiff auf Kurs, kämpfte gegen das Taumeln. Die Hülle zitterte, die Anzeigen flackerten, aber die Cutter hielt.
Geraldine fixierte die Citadel im Sichtfeld, groß, ruhig, wie ein Versprechen.
Ein letzter Schub, dann glitt der Frachter durch das Energiefeld in den Hangar. Der Aufschlag war hart, aber kontrolliert – ein schepperndes Ende eines viel zu langen Tages.
Techniker stürmten heran. Zischende Kühlleitungen, Funkenregen, geschmolzene Paneele.
Holland kniete schon unter der Außenhülle, prüfte die Dichtung. Ein greller Lichtbogen, dann ein Schrei – sie hatte die Hand zu nah am Plasmaschneider gehabt. Holland packte sie sofort und zog sie weg.
„Finger verbrannt, aber nichts gebrochen,“ rief jemand.
„Bring sie zur MedBay!“ befahl Geraldine.
Sie stand noch einen Moment neben der Cutter, sah auf das verbeulte Seitenstück.
Nicht Wut, kein Drama – nur Erschöpfung.
Zu viele Stunden, zu wenig Abstand.
Zwei Tage später war Holland wieder auf den Beinen. Die Cutter stand halb zerlegt im Hangar, und Geraldine hatte entschieden, dass niemand fliegt, bis das Ding wieder perfekt war.
Fast neunzig Prozent der Lieferungen waren draußen, der Rest konnte warten.
Am zweiten Abend saßen sie in der Werkstatt. Holland brachte einen Becher Kaffee, Rosie war still, Holland grinste mit verbundenen Fingern.
Geraldine hob den Becher. „Auf den ersten Unfall, der uns nicht stoppt.“
Ein paar Lacher, ein kurzes Anstoßen. Keine Feier – nur Anerkennung.
Draußen drehte sich das neue Stationsgerüst langsam im Licht des Systems.
Geraldine sah hin und dachte: Das war’s wert.
Zwischenraum
Der Befehl kam unspektakulär, fast beiläufig. „Flugplan aussetzen. Zwei Tage Pause.“
Keine Diskussion, kein Protest. Jeder wusste, dass sie das nicht leichtfertig sagte.
Die letzten Stunden hatten sich gezogen wie zäher Treibstoff: Alarmmeldungen, Funkenregen, die beschädigte Cutter – Cynthia – halb zerlegt im Hangar. Geraldine hatte die Lageberichte durchgesehen, die Materiallisten geprüft und dann einfach das Headset beiseite gelegt.
„Schluss für heute. Wir sind keine Maschinen.“
Rosie nickte sofort, Holland zögerte einen Moment, aber nur, um sich die ölverschmierten Hände an einem Lappen abzuwischen. „Zwei Tage klingen vernünftig.“
Der Hangar kam zur Ruhe. Kein Triebwerksheulen, kein Magnetgreifer. Nur gedämpfte Schritte, vereinzelte Werkzeuge, das Summen der Luftumwälzer. Die Citadel schien zu verstehen, was Stille bedeutete – das vibrierende Grundgeräusch des Schiffs sank eine Spur tiefer, als würde selbst der Stahl durchatmen.
Geraldine stand auf der Brücke, sah auf die Statusanzeigen, die endlich alle grün blinkten.
Sie schaltete das Hauptlicht auf Dämmerung und sagte leise:
„Zwei Tage. Dann geht’s weiter.“
Geraldine saß allein in der Kommandolounge, der Becher in ihrer Hand längst kalt geworden. Draußen glomm das Licht der Baustelle, gedämpft durch das Panzerglas – ein gleichmäßiges Pulsieren, das an Atmen erinnerte. Sie war müde, aber nicht erschöpft. Eher ausgebrannt im positiven Sinn. Diese seltene Ruhe, wenn alles läuft und niemand etwas von ihr will.
Das Holo-Display vor ihr meldete sich mit einem sanften Ping.
Galnet Transmission – neue Schiffsankündigung.
Sie blinzelte, rieb sich kurz über die Stirn und öffnete das Fenster.
Ein Werbebild erschien: schlanke Silhouette, aggressives Design, glatte Linien.
Darunter der Schriftzug: „Lakon Corsair – Erprobungsphase gestartet. Bewerbungen offen.“
„Corsair, hm?“ murmelte sie.
Sie scrollte durch die Daten. Mittlere Klasse, Kampf- und Erkundungsrollen, Schubleistung ordentlich, aber keine Spitzenwerte. Nutzlast gering. Energiereserven durchschnittlich.
Ein Alleskönner ohne Richtung.
Der Text versprach Wendigkeit, Reichweite und „modulare Einsatzvielfalt“ – die übliche PR-Floskel.
Geraldine schnaubte leise. „Ein Hybrid, der nichts richtig kann.“
Sie lehnte sich zurück, ließ den Datenfeed auslaufen.
Früher hätte sie vielleicht Interesse gehabt – allein schon, um das Ding zu testen. Aber jetzt war kein Platz mehr für Spielerei. Die Citadel war voll ausgelastet, Outpost Geraldine im Aufbau, und ihr Tag bestand aus Koordination, Versorgung und Schlafmangel.
Sie schloss das Fenster und ließ den Blick über die leere Lounge schweifen.
„Nicht jetzt,“ murmelte sie. „Ich hab schon genug zu tun.“
Das Holo erlosch, und für einen Moment blieb nur das matte Leuchten der entfernten Baustelle.
Draußen formte sich langsam ein Außenring, Segment für Segment.
Ein neues Schiff würde warten müssen – sie hatte längst eins, das ihr genügte: ein System.
Das Terminal summte leise, ein privater Kanal blinkte auf. Geraldine zögerte kurz, bevor sie annahm.
„Kathleen.“
Das Bild sprang auf, leicht verrauscht – Colonia-Verbindung. Kathleen saß in einem kleinen Raum mit Werkzeugen im Hintergrund, ihr Haar wirkte ein Stück länger, der Blick wacher als beim letzten Mal.
„Na, Commander,“ begann sie grinsend, „ich hab gehört, du treibst dich wieder jenseits der Zivilisation herum.“
„Ich treib mich gar nicht herum,“ erwiderte Geraldine ruhig. „Ich bleib diesmal sogar an einem Ort.“
„Das klingt verdächtig nach dir, wenn du etwas Größeres planst.“
„Vielleicht,“ sagte Geraldine. „Vielleicht auch nicht.“
Kathleen lachte. „Du klingst, als würdest du wieder was bauen.“
„Sagen wir: ich beschäftige mich mit Logistik.“
„Aha. Bei dir heißt das meistens: halbes Sonnensystem umbauen.“
Geraldine lächelte, schwieg aber. Die Worte brannten ihr schon auf der Zunge – Outpost Geraldine, die neue Station, ihr erstes echtes Zuhause. Aber sie wollte das noch nicht sagen. Nicht, bevor es echt stand.
Kathleen lehnte sich vor. „Ich freu mich, dass du dich meldest. Ich dachte schon, du hättest mich vergessen.“
„Dich vergisst man nicht,“ antwortete Geraldine leise.
Für einen Moment sahen sie sich einfach nur an.
Keine Pläne, kein Auftrag, kein Druck. Nur zwei Menschen im All, die sich verstanden.
Dann kam ein leichtes Rauschen auf der Leitung.
„Ich muss los,“ sagte Kathleen. „Wir haben hier noch einen Andocktest.“
„Klar,“ meinte Geraldine. „Bleib heil.“
„Immer,“ grinste Kathleen – und die Verbindung brach ab.
Geraldine blieb noch sitzen, das Holo dunkel, aber das Gespräch hallte nach.
Sie lehnte sich zurück und blickte wieder hinaus auf die ferne Baustelle.
Bald würde Kathleen wissen, was sie hier tat – aber erst, wenn es fertig war.
Die Citadel schwebte lautlos über dem jungen Außenposten.
Draußen glomm das Stationsgerüst im fahlen Licht des Sterns, ein dünner Kreis aus Metall im Schwarz.
Geraldine stand an der Panoramascheibe, die Hände hinter dem Rücken, und sah zu, wie ein winziger Lichtpunkt – eine Wartungsdrohne – um die Station kreiste.
Zum ersten Mal seit Wochen war es still.
Kein Funkverkehr, keine Anweisungen, keine Planungsfenster.
Nur Raum. Und sie.
Rosie hatte längst Dienstschluss, Holland schlief wahrscheinlich irgendwo zwischen Werkzeugen ein.
Geraldine blieb. Sie mochte diese Stunden, in denen niemand mehr redete und die Citadel einfach … existierte.
Sie dachte an die letzten Tage: an die Cutter, an den Aufprall, an Kathleen.
Und sie begriff langsam, dass aus all den Entscheidungen, den Flügen, dem Schweiß etwas Gewachsenes geworden war.
Etwas, das blieb – auch wenn sie nicht hinsah.
Im Hintergrund flackerte das Log-Terminal auf. Eine neue Nachricht aus dem Sternennetzwerk, Priorität niedrig.
Sie sah sie nicht einmal an.
Stattdessen löschte sie das Licht, nur die Reflexion der Station blieb.
Ein schwacher Ring aus Arbeit, Hoffnung und Metall.
Sie lächelte kaum merklich.
„Dann halten wir sie am Leben,“ sagte sie leise.
Kein Pathos. Nur Entschlossenheit.
Die Citadel drehte sich langsam weiter, und für einen Moment war alles im Gleichgewicht.