
Rückkehr zur Citadel
Caitlyns Rumpf war noch heiß vom Kampf, die Hülle übersät mit Brandnarben, als sie in den Hangar der Citadel eintauchte. Das Dröhnen der Triebwerke hallte zwischen den Stahlwänden wider, begleitet von einem Chor aus Stimmen, die sich sofort erhoben, als das Schiff zum Stillstand kam. Geraldine spürte Amandas Blick neben sich, wortlos, leer vor Müdigkeit. Sie hatten beide kaum noch Kraft, aber der Anblick der vertrauten Landezone riss etwas in ihr auf, das sie kaum kontrollieren konnte.
Die Rampe senkte sich. Licht strömte herein. Menschen, ihre Crew, ihre Familie – sie klatschten, riefen, lachten erleichtert. Rosie stand ganz vorn, die Augen glänzend, Holland gleich daneben, die Hände voller Öl und trotzdem zum Gruß erhoben. Geraldine stolperte beinahe, als sie die Rampe hinunterging, die Knie schwer wie Blei.
Und dann sah sie sie. Echo.
Unversehrt. Lebendig. Ein bisschen blass, die Haare zerzaust, aber mit diesem ruhigen, kontrollierten Gesichtsausdruck, der alles zusammenhielt. Geraldine blieb stehen, der Rest des Hangars verschwamm. Plötzlich war da nur noch dieses Gesicht, und die Gewissheit, dass sie sie fast verloren hätte.
Etwas in ihr brach auf. Ohne nachzudenken, rannte sie los, prallte gegen Echo und schloss sie in eine Umarmung, so fest, dass Echo kurz die Luft ausging. Geraldine vergrub das Gesicht an ihrer Schulter, und erst als sie die Hitze der Tränen spürte, wurde ihr klar, dass sie weinte.
„Scheiße, Echo… ich dachte schon… ich dachte, du bist weg.“ Die Worte kamen brüchig, gepresst, kaum hörbar.
Echo stand steif, die Arme halb abwehrend, doch sie löste sich nicht. Sekunden vergingen. Dann, leise, fast unsicher, legte sie die Hände an Geraldines Rücken. Es war keine große Geste, aber für Echo war es gewaltig.
„Du schuldest mir ein neues Schiff,“ murmelte sie schließlich trocken, der Ton brüchiger, als sie es wohl beabsichtigt hatte.
Geraldine sog die Luft scharf ein, lachte heiser, bitter und erleichtert zugleich. „Weit mehr als das. Glaub mir.“
Neben ihr trat Amanda näher, das Gesicht hart vor Zurückhaltung. Sie wirkte, als koste es sie jede Kraft, jetzt das Richtige zu sagen. „Echo… danke. Und… es tut mir leid. Dass ich dir nicht vertraut habe.“
Echos Blick traf sie lange. Ernst, prüfend, doch ohne Groll. Schließlich nickte sie nur, langsam, und in diesem Nicken lag mehr Gewicht als in tausend Worten.
Im Hintergrund rief jemand nach den Reparaturtrupps, Stimmen füllten den Hangar, die Welt zog wieder an ihnen vorbei. Doch für einen Atemzug stand alles still – drei Frauen, verbunden durch Feuer, Schuld und Rettung, und die Erkenntnis, dass keiner von ihnen hier ohne die anderen wäre.
Im Hintergrund rief jemand nach den Reparaturtrupps, Stimmen füllten den Hangar, die Welt zog wieder an ihnen vorbei. Doch für einen Atemzug stand alles still – drei Frauen, verbunden durch Feuer, Schuld und Rettung, und die Erkenntnis, dass keiner von ihnen hier ohne die anderen wäre.
Rosie drängte sich durch die Menge, die Stirn gerunzelt, die Uniform noch voller Staub vom Hangarboden. „Verdammt, Geraldine… wir haben euch schon abgeschrieben.“ Ihre Stimme schwankte zwischen Zorn und Erleichterung, und ehe Geraldine antworten konnte, umarmte Rosie sie kurz und hart, dann wandte sie sich sofort an die Techniker: „Bringt Caitlyn sofort ins Dock, jede verdammte Einheit an Arbeitstrupps rüber, los!
„Ich hab wohl Pech mit Schiffen,“ meinte sie kühl, dann wandte sie sich an Geraldine. „Bis du mir Ersatz besorgt hast, häng ich dir hier auf der Citadel am Hals. Und wehe, du beschwerst dich.“
Ein leises Lachen ging durch die Gruppe, selbst Amanda grinste, wenn auch müde. Geraldine nickte nur, der Kloß im Hals so dick, dass sie kaum Luft bekam. „Beschweren… wär das Letzte.“
Da fiel ihr Blick auf Caitlyn. Das Schiff stand im Lichtkegel der Hangarlampen, die Schrammen und Brandlöcher an der Hülle gaben ihr den Anblick eines Schlachtrosses, das kaum noch auf den Beinen stand. Rauchfahnen stiegen noch aus den Kühlschächten. Geraldine spürte, wie ihr Brustkorb enger wurde. Sie konnte kaum unterscheiden, ob es Wut war, Schmerz oder nur blanke Erschöpfung.
Amanda legte ihr die Hand an den Rücken, drückte sie leicht vorwärts. „Komm. Lass die Techniker machen. Du brauchst Ruhe.“
Doch Geraldine blieb noch einen Moment stehen, die Augen fest auf Caitlyn gerichtet. Als müsste sie sich selbst beweisen, dass das Schiff noch da war, noch atmete. Dann zwang sie sich zum Weggehen – Schritt für Schritt, hinaus aus dem Lärm, hinein in die Stille, die auf der anderen Seite des Hangars wartete.
Gespräche in der Lounge
Die Luft in der Lounge war ruhig, beinahe zu ruhig nach den chaotischen Stunden davor. Gedämpftes Licht, das leise Summen der Citadel, eine Kanne mit Wasser und drei Gläser auf dem Tisch – niemand hatte bisher danach gegriffen. Geraldine saß tief im Sessel, die Haare noch feucht vom Duschen, Amanda auf der Lehne neben ihr. Echo hielt Abstand, auf dem Stuhl gegenüber, den Rücken gerade, wie eine Besucherin, die nicht wusste, wie lange sie bleiben durfte.
Eine Weile sprach niemand. Dann war es Echo, die die Stille brach.
„Als sie meinen Frachter durchschaut hatten…“ Ihre Stimme war ruhig, aber etwas darin zitterte. „Es war, als ob mir plötzlich jemand die Luft abgeschnitten hätte. Ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Alles in mir hat geschrien: Flieh. Aber da war nichts mehr zum Fliehen. Nur noch die Sekunden, bis die ersten Salven einschlagen.“
Geraldine spürte, wie sich ihre Hände verkrampften. Sie sah Echo an, die Haltung kontrolliert wie immer, aber in den Augen lag etwas, das sie noch nie bei ihr gesehen hatte – nackte Erinnerung an Angst.
Amanda beugte sich leicht nach vorn. Ihre Stimme war härter, als sie wollte. „Genau deswegen war ich dagegen. Ich wollte nicht, dass du da reingezogen wirst. Es war Wahnsinn, Echo. Wahnsinn.“
Ein Schatten huschte über Echos Gesicht. Sie hob das Kinn, scharf, fast trotzig. „Das war meine Entscheidung. Niemand hat mich gezwungen. Und ehrlich gesagt – wenn Geraldine mich nicht gefragt hätte, hätte ich ihr das nie verziehen.“
Die Worte hingen im Raum, scharf wie Klingen. Amanda öffnete den Mund, wollte etwas erwidern, doch Geraldine legte ihr kurz die Hand auf den Arm.
„Echo hat recht,“ sagte sie dann, langsam, jedes Wort wie abgewogen. „Aber es ändert nichts daran, dass ich dir etwas schulde. Nicht nur ein Dankeschön. Ich schulde dir ein Schiff. Welches du willst. Sag’s, und es gehört dir.“
Ich hab’s als Spruch gesagt, Geraldine. Nicht als Forderung.
„Dann nimm’s eben als Versprechen – ich bezahle meine Schulden, und diesmal nicht mit bloßen Worten.“
Geraldine lehnte sich nach vorn, griff in die Tasche ihres Anzugs und zog ein Pad hervor. Mit einer Bewegung schob sie es über den Tisch, bis es direkt vor Echo lag. „Und das hier… ein Startkapital. Du musst nur noch bestätigen.“
Echos Augen verengten sich. Sie starrte auf das Pad, als läge dort ein Sprengsatz. „Nein. Das kann ich nicht annehmen.“
„Doch,“ antwortete Geraldine, ohne zu zögern. Ihre Stimme war tief, leise, voller Ernst. „Keine Zahl der Welt wiegt dein Leben auf. Es ist nicht verhandelbar. Ich bestehe darauf.“
Echos Lippen öffneten sich, als wollte sie protestieren, aber keine Worte kamen. Stattdessen wanderte ihr Blick von Geraldine zu Amanda, dann wieder zurück. Zum ersten Mal wirkte sie nicht kühl, nicht abgegrenzt – sondern verletzlich. Ihre Hände zitterten leicht, als sie das Pad berührte.
„Verdammt, Geraldine…“ Ihre Stimme brach, sie räusperte sich, doch das Zittern blieb. „Du weißt nicht, was das für mich bedeutet. Niemand hat je…“ Sie brach ab, atmete tief, zwang sich zur Fassung. „Niemand.“
Amanda, die sie bisher fast misstrauisch beobachtet hatte, senkte nun den Blick. Ein kleines, ehrliches Nicken. „Jetzt verstehe ich, warum sie dich wollte. Und ich respektiere das. Mehr, als ich gedacht hätte.“
Echo sah sie lange an, und für einen Moment lag da so etwas wie Wärme in ihrem Blick. Kein Lächeln, kein sichtbares Zeichen – nur diese winzige Lockerung in den Schultern, die sagte: Ich nehme das an.
Geraldine lehnte sich zurück, endlich, die Schwere in der Brust wich ein Stück. Zwischen den dreien legte sich ein stilles Einverständnis, das Worte überflüssig machte. Ein Band, das nicht aus Sympathie gewoben war, sondern aus Angst, Blut und der Entscheidung, einander am Leben zu lassen.
Echo verabschiedete sich knapp, ernst, und verließ die Lounge. Die Tür glitt hinter ihr zu, und die Stille, die zurückblieb, war fast bedrückend.
Amanda rieb sich über das Gesicht, als wolle sie die letzten Stunden einfach abstreifen. „Verdammt, Geraldine… ich weiß nicht, wie ich das je wiedergutmachen soll. Dich da reinzuziehen, dich fast zu verlieren… allein der Gedanke macht mich fertig.“
Geraldine lehnte sich zurück, die Augen auf Amanda gerichtet. „Du redest, als hättest du mich in eine Falle gestoßen. Amanda, ich hatte nie die Wahl, ob ich dich rette oder nicht. Das war von Anfang an klar.“
Amanda schluckte schwer, ihre Stimme war leise, aber scharf vor Schuld. „Aber du hättest sterben können. Für mich. Und ich… ich hätte mit dem Wissen weiterleben müssen, dass es meinetwegen passiert ist.“
Geraldine griff nach ihrer Hand, drückte sie fest. „Dann hättest du mit dem Wissen gelebt, dass ich es gewollt habe. Dass ich’s wieder tun würde. Hundertmal. Weil es keine Welt gibt, in der ich dich aufgebe. Für dich würd’ ich sterben, Amanda. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.“
Amanda schloss die Augen, Tränen standen darin, aber sie zwang sich, sie nicht fallen zu lassen. „Ich will nicht, dass du für mich stirbst,“ flüsterte sie. „Ich will, dass du bei mir bleibst. Lebendig.“
Geraldine zog sie näher, ihre Stirn an Amandas. „Dann bleib ich. So lange ich atme. Und das ist kein Handel. Keine Schuld. Das ist Liebe.“
Amanda ließ die Tränen laufen, leise, endlich. Geraldine hielt sie einfach fest. Kein Wort mehr war nötig.
Kopfgeld
Die Tage nach der Schlacht vergingen auf der Citadel merkwürdig ruhig. Caitlyn stand im Dock, eingerüstet wie ein angeschlagener Riese, während Techniker und Drohnen über die gewaltige Hülle krabbelten. Geraldine verbrachte viel Zeit im Hangar, den Blick fest auf das Schiff gerichtet. Jeder Brandfleck, jedes Loch erinnerte sie daran, wie knapp sie alle davongekommen waren.
Echo blieb an Bord, zurückhaltend wie immer, aber nicht mehr distanziert. Sie bewegte sich durch die Korridore, sprach wenig, beobachtete viel. Immer wieder fiel Geraldine auf, wie die Crew sie mit gemischten Blicken musterte – Neugier, Respekt, Skepsis. Echo schien das nichts auszumachen. Ein Schiff hatte sie noch nicht gewählt, und Geraldine drängte sie nicht.
Am dritten Tag kam die Nachricht. Hochprioritär, verschlüsselt, direkt an Geraldine. Sie und Amanda sollten sofort nach Cubeo kommen. Keine Details. Nur: „Dringend. Persönliche Anwesenheit erforderlich.“
Sie entschieden, mit Ashley zu fliegen – die alte Anaconda war komfortabler für die Strecke. Der Carrier würde nachziehen, damit sie die ganze Strecke nicht wieder zurückfliegen mussten.
Der Flug war ereignislos, fast langweilig, bis sie Cubeo erreichten. Dort wurden sie bereits erwartet, eskortiert, in einem kleinen Konvoi zu einer der imperialen Hauptstationen geführt. Das Brimborium begann sofort – Salutschiffe, formelle Ansagen, Sicherheitskontrollen. Amanda war sichtlich genervt, Geraldine ließ es über sich ergehen, innerlich jedoch kochend vor Sarkasmus.
In einem marmorgepflasterten Saal – viel zu prunkvoll für ihren Geschmack – empfing sie ein ranghoher Offizier, flankiert von Assistenten und Wachen. Geraldine und Amanda standen nebeneinander, ein wenig verloren zwischen all dem Glanz.
„Commander Cailloux-Delaurent. Commander Lyvierre,“ begann der Offizier, die Stimme pathetisch. „Wir möchten Ihnen offiziell mitteilen, dass die Leiche des von Ihnen im Gefecht neutralisierten Gegners von unseren Einsatzkräften geborgen wurde.“
Geraldine hob die Brauen. Leiche geborgen. Schönes Umschreiben für: den Kerl in einem Plastiksack gefunden.
„Bei der Identifikation wurde bestätigt, dass es sich bei ihm um einen lange gesuchten Verbrecher handelt,“ fuhr der Offizier fort. „Er operierte seit Jahren unter verschiedenen Identitäten. Auf seine Ergreifung – oder Eliminierung – war ein hohes Kopfgeld ausgesetzt. Dieses wird nun Ihnen beiden zugesprochen.“
Amanda blinzelte, sah zu Geraldine hinüber, die die Arme verschränkt hatte.
„Und wie hoch reden wir hier?“ fragte Geraldine trocken.
Der Offizier nannte die Summe. Groß genug, dass selbst Geraldine kurz die Luft wegblieb.
„Im Namen des Imperiums danken wir Ihnen,“ schloss er, mit einem angedeuteten Verbeugen.
Geraldine erwiderte den Gruß nicht. „Schon gut. Hat Spaß gemacht.“
Sie verließen den Saal, begleitet von den steifen Gesichtern der Offiziellen. Sobald die Türen hinter ihnen zufielen, brach Amanda los.
„Na, das hat sich ja gelohnt. Wir schießen einen Psychopathen über den Haufen, riskieren unser Leben, und am Ende ist es ein Jackpot. Sollten wir öfter machen.“
Geraldine schnaubte. „Genau. Ein neuer Geschäftsplan: ‚Elite Exterminations – wir töten die, die Sie schon immer nervten.‘“
Amanda lachte, fast erleichtert. „Du machst die Sprüche, ich schieße. Läuft.“
Auf dem Rückflug nach Cubeo begann das Spiel richtig.
„Weißt du, Geraldine,“ meinte Amanda, während sie die Anaconda auf Kurs brachte, „wenn du mir beim nächsten Streit drohst, mich rauszuschmeißen, dann tu’s bitte nicht. Ich könnte ja wieder ein Kopfgeld sein.“
Geraldine verzog das Gesicht, gespielt ernst. „Pff. Für dich krieg ich höchstens ’nen Getränkegutschein im Stationskiosk.“
„Immerhin besser als die billigen Weinvorräte auf deinem Carrier,“ konterte Amanda.
„Frechheit! Rosie schwört, das ist Qualitätsware.“
„Rosie trinkt auch alles, was nicht bei drei im Lager verschlossen ist.“
Geraldine lachte, ein tiefes, freies Lachen, das sie selbst überraschte. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte es sich leicht an.
Amanda grinste breit, legte den Kopf zurück in den Sitz. „Weißt du was? Vielleicht ist das Imperium gar nicht so übel, wenn sie uns für’s Überleben bezahlen.“
„Tja,“ erwiderte Geraldine, „dann bin ich gespannt, wie hoch die Prämie ist, wenn wir uns gegenseitig mal umlegen. Vielleicht kaufen wir uns dann beide einen Palast in Cubeo.“
Sie sahen sich an – und beide lachten so sehr, dass selbst Ashley kurz vibrierte.
Echos neuer Kurs
Der Datenraum war still, nur das Summen der Projektoren erfüllte den Raum. Hologramme schwebten über dem Tisch – Schiffe, Module, Zahlenreihen. Geraldine trat ein, die Hände in den Taschen, und blieb im Türrahmen stehen.
Echo saß am Tisch, der Rücken gerade, die Augen fest auf die Projektionen gerichtet. Ihre Finger glitten fast unmerklich über das Interface, ließen Datenblätter durchblättern: Frachtkapazität, Hüllenintegrität, Sprungreichweite. Immer wieder stoppte sie beim gleichen Modell – dem Type-8 Transporter. Ihre Augen verharrten an den Zahlen, als wollte sie sie in sich einbrennen.
Geraldine grinste leise, trat näher. „Du hängst schon seit zehn Minuten an dem Ding. Gefällt dir?“
Echo zuckte zusammen, fuhr das Hologramm reflexartig zurück, als hätte man sie bei etwas Verbotenem erwischt. „Es ist nur ein Datenblatt.“
„Sicher,“ murmelte Geraldine und beugte sich über die Konsole. Mit einer Handbewegung holte sie das T8-Schema wieder hervor. „Sieht aber so aus, als würde der dich ziemlich anlachen.“
Echo presste die Lippen aufeinander, blieb aber gelassen. „Das ist ein Schiff für jemanden mit zu viel Geld. Und zu viel Platzbedarf. Für mich völlig überdimensioniert.“
Geraldine legte den Kopf schief, beobachtete sie mit einem Lächeln, das irgendwo zwischen Belustigung und Wärme lag. „Also gefällt er dir.“
Echo seufzte leise, schüttelte den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Ich brauch kein Luxusprojekt. Schon gar nicht auf deine Kosten.“
Geraldine verschränkte die Arme, das Hologramm spiegelte sich grünlich in ihren Augen. „Teuer? Echo, darum geht’s doch nicht. Credits sind mir egal. Du sollst das Schiff bekommen, mit dem du deinen Weg gehen kannst. Punkt.“
Sie beugte sich leicht nach vorn, die Stimme weicher, aber ernst. „Ich will nicht, dass du dich kleiner machst, als du bist. Wenn der T8 das ist, was dir liegt – dann gehört er dir. Ganz einfach.“
Geraldine ließ die Projektion langsam auslaufen, bis nur noch das Modell des T8 über dem Tisch schwebte. „Und weißt du was?“ Ihre Stimme wurde leiser, fast verschwörerisch. „Ich hör nicht dabei auf. Wenn du ihn willst, dann bekommt er alles. Jede Verstärkung, jedes Modul, jedes verdammte Bauteil so fein abgestimmt, dass er dich nie im Stich lässt.“
Echo blinzelte, überrascht. Geraldine beugte sich weiter nach vorn, der Blick unerschütterlich. „Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass er komplett durch-engineert wird. Antrieb, Schilde, FSD – alles. Nicht halbherzig, nicht irgendwann. Du steigst in einen T8, der sich anfühlt, als hätte er nur auf dich gewartet.“
Für einen Moment war der Raum still. Echo, die sonst so kühl war, wirkte, als hätte man ihr kurz die Sprache geraubt. Die Schultern angespannt, der Blick flackerte zwischen Geraldine und dem Hologramm hin und her.
„Geraldine…“ begann sie, und ihre Stimme klang rauer, als sie selbst wohl wollte. „Das… ist mehr, als ich je erwartet habe.“
Echo strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, nur um die Hände beschäftigt zu halten. Sie sah Geraldine an, dann wieder weg, als könne sie den Blick nicht halten. Worte lagen ihr auf der Zunge, doch sie verhakten sich.
Stattdessen kam ein leises, fast ungläubiges Lachen. „Verdammt… du bringst mich noch in Schwierigkeiten, Geraldine. Ich bin’s nicht gewohnt, dass man mir einfach was schenkt.“
Geraldine lächelte sanft, schwieg.
Echo holte tief Luft, zwang sich zu einem neutraleren Ton. „Na gut. Wenn du schon darauf bestehst… dann sollte ich wohl anfangen, mir ernsthafte Missionsprofile zu schreiben. Nicht, dass ich dein ‚Projekt T8‘ gleich in den ersten Asteroiden setze.“
Das Lächeln blieb – klein, zurückhaltend, aber ehrlich. Zum ersten Mal seit Tagen wirkte Echo nicht nur gefasst, sondern ein Stück… befreit.
Geraldine verschränkte die Arme, beobachtete Echo mit einem Grinsen, das halb Stolz, halb Verschwörung war. „Weißt du was? Genug geredet. Bevor du hier Missionsprofile malst wie ’ne Professorin, setz dich lieber mal rein. Flieg ihn. Dann siehst du, ob er zu dir passt.“
Echo hob überrascht die Augenbrauen. „Du willst mir ernsthaft den T8 in die Hand drücken? Einfach so?“
„Nicht ‚einfach so‘,“ erwiderte Geraldine mit gespielter Strenge. „Zur Probe. Keine Sorge – ich sitz daneben und zieh dir notfalls den Stecker.“
Echo schüttelte den Kopf, leise lachend. „Ich weiß nicht, ob das mutig ist oder dumm.“
„Willkommen auf der Citadel,“ warf Amanda trocken ein, die bisher schweigend beobachtet hatte. „Hier ist das meistens beides.“
Zum ersten Mal seit Langem lachte Echo offen, ein ehrliches, kurzes Aufbrechen der sonst so kontrollierten Maske. „Na schön. Zeig mir den Vogel.“
Die Hangartore glitten auf, und der T8 stand da wie ein Raubtier, das nur darauf wartete, losgelassen zu werden. Keine Verzierung, kein unnötiger Prunk – nur glatte Linien, moderne Technik, pure Zweckmäßigkeit. Echo blieb einen Moment stehen, die Arme verschränkt, doch ihre Augen verrieten mehr, als sie zeigen wollte.
„Schönes Biest, oder?“ fragte Geraldine, die ihre Reaktion genau beobachtete.
Echo räusperte sich, versuchte Gelassenheit. „Für einen Transporter. Aber irgendwie… eleganter, als ich dachte.“
Sie stiegen ein. Das Cockpit öffnete sich wie eine Einladung, der Innenraum hell, klar strukturiert, modern bis ins letzte Detail. Echo setzte sich in den Pilotensitz, legte die Hände auf die Steuerung – und verharrte. Ihre Finger glitten prüfend über die Oberfläche, als wollte sie die Maschine fühlen, noch bevor sie sie startete.
Geraldine grinste. „Atmet sich schon gut, oder?“
Echo nickte knapp, der Blick starr nach vorn. „Die Ergonomie… die Sicht… verdammt, das passt.“
Ein Zucken am Mundwinkel, beinahe ein Lächeln. Dann drückte sie den Startbefehl.
Mit einem tiefen Grollen erwachte der T8 zum Leben. Systeme sprangen an, Anzeigen fluteten die Displays, die Schilde legten sich hörbar wie ein Schutzwall um den Rumpf. Echo sog scharf die Luft ein – dieser Sound war Musik für sie.
„Langsam rausbringen,“ murmelte Geraldine. „Spür ihn erst, dann gib Gas.“
Die Maschine hob an, ruhig, kontrolliert, fast majestätisch. Echo legte die Hände fester um die Steuerung, und als die Hangartore sich öffneten und der Blick ins All frei wurde, schob sie vorsichtig den Schubhebel vor.
Der T8 reagierte sofort, weich, geschmeidig. Kein träges Stampfen, kein Widerstand – nur Kraft, die unter Kontrolle blieb. Echo lehnte sich zurück, die Augen weiteten sich, und ein ehrliches, helles Lachen brach aus ihr heraus.
„Verdammt, Geraldine… das ist kein Transporter. Das ist ein Traum.“
Sie drehte das Schiff leicht, ließ es rollen, testete die Trägheit. Jede Bewegung kam präzise, mühelos. Noch ein Schubstoß, dann ein enger Turn, schneller als man es diesem Koloss zutrauen würde.
Amanda, auf dem Copilotensitz, grinste breit. „Wenn du so weitermachst, müssen wir dich gleich wieder abschnallen.“
„Vergiss es,“ konterte Echo, das Lachen noch immer in der Stimme. „Hier bleib ich. Holt mich runter, wenn ihr mich rausprügeln wollt.“
Geraldine beobachtete sie, und etwas in ihrem Innern zog sich zusammen. Echo, die sonst alles mit kühler Distanz behandelte, saß da wie verwandelt. Offen, begeistert, lebendig.
„Na?“ fragte Geraldine leise. „Sag’s ruhig.“
Echo atmete tief ein, ließ den Blick über die Sterne schweifen. „Der bleibt. Ganz sicher.“
Echo flog den T8, als hätte sie nie etwas anderes getan. Jeder Schub, jede Kurve ließ ihre Augen heller werden, und Geraldine musste sich eingestehen, dass sie diesen Anblick genoss – Echo, die sonst so beherrscht und kühl war, jetzt offen, fast ausgelassen. Minuten vergingen, und noch immer wollte sie nicht aufhören, den Transporter durch den leeren Raum tanzen zu lassen.
Schließlich legte Geraldine ihr die Hand auf den Arm. „Genug, Pilotin. Sonst muss ich dich hier drin festschweißen.“
Echo lachte auf, ein ehrlicher, warmer Laut, der sie selbst überraschte. „Viel Glück, mich hier rauszubekommen.“ Doch sie folgte der Ansage, brachte den T8 zurück auf Kurs und setzte ihn im Hangar der Citadel auf. Butterweich, ohne jede Korrektur. Es wirkte, als wäre dieses Schiff schon immer ihres gewesen.
Die Systeme summten aus, Displays dunkelten ab. Echo blieb noch sitzen, die Hände fest um die Steuerung gelegt, unfähig loszulassen. Schließlich drehte sie langsam den Kopf zu Geraldine. „Also… war das jetzt nur eine Leihgabe? Oder lässt du mich öfter ans Steuer?“
Geraldine verschränkte die Arme, ihr Lächeln war kurz, aber voller Wärme. „Von Leihgabe war nie die Rede. Das hier ist dein Schiff. Nicht dieser – der bleibt bei der Werft. Aber du bekommst einen brandneuen T8, frisch gebaut, genau nach deinen Wünschen.“
Echo starrte sie an, die Stirn gerunzelt, als müsse sie die Worte erst sortieren. „Geraldine… das ist verrückt. Ein T8, brandneu? Du weißt schon, was du da tust?“
„Natürlich weiß ich das,“ entgegnete Geraldine, ernst und ruhig. „Und es ist mir egal, was er kostet. Du sollst das Schiff haben, mit dem du weiterkommst. Punkt.“
Für einen Moment war Echo sprachlos. Die gewohnte Fassade hielt nicht stand – sie schloss die Augen, atmete einmal tief durch, und als sie sie wieder öffnete, war da etwas Neues: verletzliche Ehrlichkeit. „Verdammt,“ murmelte sie, die Stimme rau. „Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.“
Geraldine beugte sich leicht zu ihr, ihre Stimme weich, fast verschwörerisch. „Sag gar nichts. Flieg ihn einfach.“
Die Rampe des T8 senkte sich, das Summen der Systeme verklang. Echo stieg aus, langsam, als wolle sie jede Sekunde im Cockpit hinauszögern. Ihre Finger strichen im Vorbeigehen fast unbewusst über die Hülle des Schiffes, als wollte sie prüfen, ob er wirklich real war. Geraldine folgte ihr, die Hände tief in den Taschen, zufrieden mit dem Anblick.
Am Rand des Hangars stand Amanda, die Arme verschränkt, ein Grinsen im Gesicht. „Na? Wie war der Ausritt?“
Echo schnaubte leise, zog die Schultern hoch. „Sagen wir mal so: Ich hab mich selten so schnell zuhause gefühlt.“
Geraldine lachte, kurz und warm. „Das dachte ich mir schon, als du dich geweigert hast, zu landen.“
Amanda hob eine Braue, das Grinsen wurde breiter. „Wusste ich’s doch. Noch fünf Minuten länger und du hättest den Vogel gleich gekapert.“
Echo erwiderte trocken: „Vielleicht hab ich das längst. Ihr merkt’s nur nicht.“
Einen Moment lang herrschte Stille – dann mussten alle drei lachen. Leise, erschöpft, aber ehrlich. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte es sich nicht nach Last an, sondern nach Aufbruch.
Abschied in Jameson Memorial
Die nächsten vierzehn Tage vergingen, ohne dass Geraldine wirklich das Gefühl hatte, zur Ruhe zu kommen. Kaum war die Bestellung des T8 ausgelöst, begann das Ritual der Abstimmung: Module, Schub, Reichweite, Verteidigung. Sie saß stundenlang mit Amanda und Echo an den Terminals, ließ Holo-Modelle projizieren, diskutierte, verwarf, plante neu.
Echo war dabei anders, als Geraldine sie bisher erlebt hatte. Anfangs noch reserviert, fast geschäftsmäßig, aber je länger die Arbeit dauerte, desto mehr ließ sie durchblitzen, dass ihr der Prozess gefiel. Einmal, als Amanda vorschlug, die Sensoren überzubewerten, weil „man in der Forschung lieber zu viel sieht als zu wenig“, grinste Echo kurz. „Du meinst, lieber den Staub zählen, bevor er uns trifft?“ Amanda konterte mit einem trockenen „Genau“, und zum ersten Mal lachten beide gleichzeitig – ehrlich, ohne Vorbehalt.
Geraldine sah diese kleinen Momente, ohne sie zu kommentieren. Es war, als würden zwei Frauen, die sich erst im Feuer eines Gefechts respektieren gelernt hatten, nun lernen, einander wirklich zuzuhören. Später, in stilleren Stunden, erwischte Geraldine sie bei Gesprächen über ihre Vergangenheit. Amanda erzählte von der Piratenstation, auf der sie aufgewachsen war, während Echo nur sparsam Andeutungen machte – aber immerhin Andeutungen. Zwei Fremde, die vorsichtig Brücken bauten.
Geraldine hielt sich dabei zurück. Sie hörte, nickte, ergänzte ab und zu einen nüchternen Kommentar, aber ließ die beiden reden. Es war gut so. Echo taute auf, Schritt für Schritt. Und Amanda – die sonst so schwer Vertrauen schenkte – begann, die trockenen, präzisen Worte der anderen nicht nur zu respektieren, sondern zu schätzen.
Der Tag der Abholung war da. Geraldine trat im Hangar neben Amanda und Echo und deutete auf die Anaconda. „Wir fliegen mit Ashley rüber. Bequemer als mit Caitlyn – und Jameson Memorial kriegt keinen Schock, wenn wir mit ’ner Corvette im Anflug sind.“
Amanda schnaubte. „Bequem, sagt sie. In dem Kahn brauchst du drei Minuten, um vom Cockpit bis zur Küche zu marschieren.“
Geraldine grinste. „Dann nimm dir halt Proviant mit, Lyvierre.“
Echo schüttelte leicht den Kopf, ein Hauch von Lächeln auf den Lippen. „Zivilisiert reisen. Wer hätte das gedacht.“
„Nur ausnahmsweise,“ konterte Amanda trocken. „Sonst glaubt ja noch jemand, wir hätten Manieren.“
Geraldine lachte, und kurz darauf hoben sie gemeinsam mit Ashley ab.
Der Sprungraum flackerte, die Linien des Hyperraums zogen sich zusammen, und Ashley fiel zurück in den Normalraum. Vor ihnen spannte sich das System Shinrarta Dezhra auf – Herz des Pilotenverbandes, Mekka aller, die etwas auf sich hielten. Jameson Memorial lag wie ein Monument im All, riesig, makellos, von hunderten Schiffen umschwärmt.
Echo saß neben Geraldine im Cockpit, die Arme verschränkt, das Gesicht gewohnt kontrolliert. Nur ihre Augen verrieten, wie sie das Bild in sich aufsog. „Das ist also der berühmte Tempel der Schiffe,“ murmelte sie, leise, beinahe ehrfürchtig.
„Tempel trifft’s,“ erwiderte Amanda, die hinter ihnen saß und sich über die Schulter beugte. „Hier verkaufen sie dir alles – von der Sidewinder bis zum Carrier, wenn du nur genug Credits hast.“
Geraldine grinste, korrigierte den Kurs, während die Station größer wurde. „Und genau hier wartet ein Schiff auf dich, Echo. Dein Schiff.“
Echo schüttelte den Kopf, ein trockenes Lächeln spielte auf ihren Lippen. „Ich hab’s immer noch nicht ganz begriffen. Vor zwei Wochen war mein T7 nur noch Schrott im All… und jetzt flieg ich hierher, um ein neues Zuhause abzuholen.“
„Tja,“ meinte Amanda, „manche haben Glück, andere haben Geraldine.“
Geraldine warf ihr einen Blick über die Schulter zu, halb belustigt, halb warnend. „Pass auf, Lyvierre. Ich hör da fast so was wie Dankbarkeit.“
Amanda hob beide Hände, gespielt unschuldig. „Ich würd’s niemals zugeben.“
Echo musste lachen – ein ehrliches, leises Lachen, das die Spannung löste. Geraldine registrierte es mit einem stillen Wohlwollen. Echo war weit gekommen in diesen Tagen.
Ashley glitt in den Einflugkorridor von Jameson Memorial. Lichtstrahlen tanzten über der gläsernen Kuppel, während die Dockfreigabe einrastete. Geraldine ließ das Schiff sanft auf der Landefläche niedergehen.
„Bereit?“ fragte sie, den Blick zu Echo gewandt.
Echo nickte knapp, doch ihre Hände waren weiß an den Lehnen verkrampft. „So bereit, wie man sein kann, wenn gleich das eigene Leben neu anfängt.“
Die Rampe senkte sich, und das Licht der Station flutete in den Hangar. Vor ihnen stand der T8, makellos, frisch aus der Werft, mit einer Aura von Kraft und Eleganz. Nicht ein Kratzer, nicht ein Staubkorn. Nur pures, unberührtes Versprechen.
Echo blieb stehen, der Atem stockte. „Verdammt.“ Mehr brachte sie nicht hervor.
Sie stand reglos vor dem Schiff, die Augen fest auf die makellosen Linien gerichtet. Kein Kratzer, kein Staub, nur pure Kraft und Eleganz. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als müsste sie sich selbst davon abhalten, den Rumpf zu berühren.
„Er gehört dir,“ sagte Geraldine leise, aber bestimmt.
Echo atmete scharf ein, der Blick flackerte kurz zu ihr hinüber. „Es fühlt sich… unwirklich an.“
Geraldine legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Unwirklich oder nicht – er ist deiner. Und glaub mir, es ist das Mindeste, nachdem du wegen mir dein Schiff verloren hast.“
Echo wollte etwas erwidern, doch die Worte versiegten. Stattdessen nickte sie langsam, ein Hauch von Emotion in den sonst so kühlen Zügen. „Danke, Geraldine… du hast mir mehr gegeben, als ich je zu hoffen gewagt hätte.“
Echo ging langsam die Rampe hinauf. Jeder Schritt hallte im Hangar wider, als wäre er schwerer als der letzte. Kurz vor der Luke blieb sie stehen, drehte sich noch einmal zu Geraldine und Amanda um. Für einen Moment wirkte sie wieder so gefasst wie immer – dann brach ein kleines, echtes Lächeln durch.
„Passt auf euch auf,“ sagte sie leise. „Wir sehen uns.“
Geraldine nickte knapp, die Arme verschränkt, aber ihre Augen glänzten. „Mach dir keine Sorgen. Und vergiss nicht – du schuldest mir immer noch ein paar Geschichten.“
Echo ließ ein kurzes, atemloses Lachen hören, dann verschwand sie im Schiff.
Wenig später erwachte der T8 zum Leben. Die Schubdüsen glühten, das Summen der Systeme füllte den Hangar, und langsam hob er sich vom Boden. Geraldine und Amanda sahen zu, wie er drehte, zur Startbahn glitt und schließlich durch das offene Tor hinaus ins All stieß. Ein letzter Lichtblitz, dann war er im Frameshift verschwunden.
Geraldine atmete tief durch. „Da geht sie. Wieder ihren eigenen Weg.“
Amanda schob die Hände in die Taschen, schielte zu ihr hinüber. „Komm. Bevor du sentimental wirst. Die Bar ruft.“
Geraldine grinste matt. „Da sag ich nicht nein.“
Gemeinsam verließen sie den Hangar, während das Dröhnen des T8 noch in der Ferne nachhallte.
Die Bar von Jameson Memorial war gedämpft beleuchtet, voll mit Piloten, Mechanikern und Schaulustigen, die sich zwischen den Einsätzen die Zeit vertrieben. Geraldine und Amanda hatten einen Platz in einer abgelegenen Nische gefunden, fern vom größten Trubel. Zwei Gläser standen vor ihnen, bernsteinfarbenes Licht darin, schwer und klar.
Amanda hob ihr Glas, ließ es langsam kreisen. „Weißt du, Geraldine… du beeindruckst mich.“
Geraldine grinste schief. „Kommt nicht oft vor, dass du das sagst.“
„Ich meine es ernst.“ Amanda nahm einen Schluck, stellte das Glas ab. „Du hast eine verdammte Gabe. Du erkennst in Menschen, ob man ihnen trauen kann. Echo zum Beispiel – ich hab sie nur als Risiko gesehen. Du hast von Anfang an mehr gesehen. Und du hattest recht.“
Geraldine zuckte mit den Schultern, griff selbst nach ihrem Glas. „Mag sein. Aber das ist kein Zaubertrick. Ich seh nur genauer hin.“
Amanda schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist mehr. Du siehst Dinge, die andere übersehen. Ich will wissen… wie war das bei mir?“
Geraldine hielt inne, das Glas halb erhoben. Ihr Blick glitt über Amanda, verweilte einen Moment länger, als es nötig war. Dann stellte sie das Glas langsam ab.
„Und… bei mir? Ab wann wusstest du, dass wir keine Feinde sind?“
Geraldine zog die Brauen hoch, ein kleines, sarkastisches Grinsen auf den Lippen. „Ganz sicher nicht in dieser Bar, als du meine Mamba förmlich zerlegt hast, bevor wir uns überhaupt kannten.“
Amanda schnaubte, musste aber grinsen. „War ja auch leicht.“
„Schon klar.“ Geraldine nahm einen Schluck, wurde dann ernst. „Es war später – nach dem Hinterhalt. Du warst angeschlagen, aber du bist nicht geflohen. Und als wir uns danach wiedergetroffen haben, da war’s in deinem Blick. Kein Gift, kein Spiel. Nur der Respekt dafür, dass wir beide noch standen. Da wusste ich: Wir sind keine Feinde.“
Amanda schwieg einen Moment, dann nickte sie langsam. „Und du lagst verdammt richtig.“
Geraldine hob ihr Glas. „Darauf, dass wir beide damals nicht aufgegeben haben.“
Amanda stieß an, das Lächeln noch immer da. „Und darauf, dass wir’s auch diesmal nicht tun.“
Ihre Gläser klirrten leise, und für einen Moment war der Lärm der Bar nur Hintergrundrauschen. Zwei Frauen, die einander in der Schlacht gefunden hatten – und wussten, dass das mehr wert war als jedes Kopfgeld.