
Du warst kein Freund, aber du warst da
Der Techniker mit dem Tablet stand da, als hätte er’s eilig – verschränkte Arme, ungeduldiger Blick, als wäre es ihm zu mühsam, einer Pilotin zehn Sekunden Abschied zuzugestehen.
„Wenn Sie bitte hier signieren würden, Commander.“
Ja, gleich. Nur noch ein letzter Blick.
Auf den T7, der da stand wie ein Kollege, der nach Schichtende nicht zurückwinkt, aber trotzdem fehlt, wenn er weg ist.
Geraldine steckte die Hände in die Taschen.
Der T7 war nie ihr Zuhause gewesen. Kein Charakter, kein Witz, kein Lächeln.
Eher ein sehr großer Einkaufswagen mit Triebwerken.
Aber er hatte funktioniert.
Und das… bedeutete etwas.
Sie mochte den T6 mehr.
Der hatte Ecken, Kanten, Erinnerungen.
Der T7 war still gewesen. Verlässlich. Kein Murren. Keine Überraschung.
Und jetzt ging er. Verkauft.
Vielleicht bald verschrottet.
Oder in der Hand irgendeines Handelsrookies mit viel Hoffnung und zu wenig Ahnung.
Geraldine unterschrieb.
Die Linie auf dem Pad war krumm – ein Mix aus Müdigkeit, Desinteresse und „warum fühlt sich das hier trotzdem so seltsam an“.
Der Techniker nickte zufrieden, murmelte ein „Auf Wiedersehen“ ohne jede Betonung und verschwand durch das Frachttor.
Zurück blieb: sie.
Der Hangar.
Und das neue Monster.
Der T9 stand da wie ein fliegender Felsblock mit Appetit.
Fünf Decks pure Trägheit.
Ein Lagerhaus mit Triebwerken.
Wahrscheinlich vibrierte sein Sprungantrieb noch nach, wenn man längst im nächsten System war.
Geraldine ging die Rampe hoch.
Schweres Metall. Frisch installiert. Steril.
Kein Kratzer. Keine Kaffeeflecken. Kein Leben.
Im Cockpit roch es nach Kunststoff und Werkstatt.
Sie ließ sich in den Sitz fallen.
„Na, du hässlicher Koloss. Zeig mir, was du kannst.“
Die Systeme fuhren hoch. Ruhig, effizient, emotionsfrei.
Schiff-Status: grün.
Frachtkapazität: absurd.
Schildstärke: übertrieben.
Wendigkeit: nicht vorhanden.
Persönlichkeit: abwarten.
Sie atmete durch.
Sah nach draußen. Dorthin, wo der T7 bis eben noch gestanden hatte.
Jetzt war da nur noch ein leerer Platz.
Das sollte ihr egal sein.
War es aber nicht.
Geraldine war gut darin, loszulassen.
Menschen sowieso. Schiffe meistens auch.
Aber manchmal –
manchmal hinterlässt selbst ein seelenloser Frachter einen Abdruck.
Keine Narbe. Nur dieses leise Druckgefühl, wenn man dran denkt.
Sie aktivierte die Triebwerke.
„Mining, huh? Dann zeig mir mal, wie schnell du mir ein Loch in den Kontostand schürfst.“
Der T9 hob ab.
Langsam. Schwerfällig.
Mit einem Brummen, das sich anhörte wie ein schlechter Tag in einem alten Motor.
Geraldine lächelte.
Ganz kurz.
Dann ging’s los.
Der Rhythmus der Diamanten
Drei Sprünge. Zwei Schürfgebiete. Ein leergefegter Asteroidengürtel.
Geraldine war mittendrin.
Und es lief.
Mining.
Sie hätte nie gedacht, dass ihr das mal gefallen könnte.
Früher hatte sie über diese Typen gelacht, die stundenlang auf Gestein gestarrt hatten, als säßen sie in einem interstellaren Zen-Garten.
Aber dann kam der T9.
750 Tonnen Laderaum.
Ein Trumm von einem Schiff. Träge wie ein alter Wal, aber: Wenn man ihn einmal in Position brachte, dann war er wie ein Brecheisen mit Ladeklappe.
Sie hatte sich Tricks beigebracht.
Doppelte Prospektoren. Abbau mit Abrisskante. Kalter Start ohne Scan – nur Bauchgefühl.
Und es funktionierte.
Die Steine spuckten Diamanten, als wollten sie sich entschuldigen, dass sie es nicht früher getan hatten.
Geraldine flog immer dieselbe Route.
Belt Cluster XYZ-772.
Ein Kaff mit drei rostigen Stationen und der besten Gesteinsdichte weit und breit.
Der Ablauf war klar: Einflug. Scan. Splitten. Sammeln. Rückflug.
Wiederholen.
Manchmal sprach sie mit sich selbst, nur um zu prüfen, ob ihre Stimme noch da war.
„Callen Mining Incorporated. Keine Garantie, kein Humor – aber volle Ladung.“
Es war eintönig.
Und gerade deshalb… beruhigend.
Kontrollierbar.
Menschen waren unzuverlässig.
Aber das hier?
Das war Mathematik, Masse, Gravitation.
Ein System, das keine Fragen stellte.
Ihr Kontostand wuchs schneller als ihr Zynismus.
Das wollte was heißen.
Eines Morgens – oder was auch immer für eine Zeit das war – piepte es auf dem Panel.
Rangaufstieg: Handelstycoon
Geraldine runzelte die Stirn.
„Handelstycoon? Muss ich mir jetzt Sorgen machen, dass ich bald einen Holo-Spot für imperialen Zwieback drehe?“
Sie lachte. Kurz.
Der Gedanke, dass sie in irgendeiner Werbekampagne auftauchen könnte, war so absurd – es war fast schon wieder realistisch.
Das Universum hatte Sinn für Ironie.
Dann kamen die Frachtmissionen.
Zur Abwechslung.
Die Föderation hatte ein paar Stationen mit Nachschubbedarf – Wasser, Medkits, Bauteile. Kram.
Geraldine nahm an.
Nicht aus Pflicht.
Sondern weil sie konnte.
Weil sie Platz hatte.
Weil sie nichts fühlte – und das manchmal gefährlicher war als Wut.
Sie lieferte.
Nicht mit Liebe.
Aber mit Effizienz.
Und irgendwann kam die Meldung:
Föderation: Rangaufstieg – Fähnrich zur See
Sie zuckte mit den Schultern.
„Na danke. Und wann krieg ich meinen ersten Hut?“
Was sie meinte:
Das hier – war ein Moment, in dem man hätte wählen können.
Karriere. Loyalität. Richtung.
Aber sie blieb lieber sie.
Wirklich wichtig war ihr das nicht.
Aber irgendwo… war es nett.
Eine stille Anerkennung, dass sie nicht völlig nutzlos war.
Dass sie etwas bewegte.
Auch wenn es nur Warenpakete waren.
Aber tief drin wusste sie:
Das hier lief zu glatt.
Das Universum war kein fairer Vertragspartner.
Wenn’s zu ruhig wurde, kam meist die Keule.
Und Geraldine hatte gerade ziemlich viele Diamanten an Bord.
Im Fadenkreuz
Der Rückflug war Routine.
Dachte sie.
Der Laderaum war voll – Painit, Diamanten, alles sauber, alles legal.
Die Station „Pillman Hub“ war nur noch zwei Sprünge entfernt.
Geraldine hatte Kaffee im Becherhalter und den Autopiloten halb im Kopf.
Die Sensoren piepsten leise.
Standard.
Unauffällig.
Sie war in Gedanken schon beim Verkauf, beim Refit, beim Duschen.
Dann –
ein Zucken.
Interdiction detected.
Sie starrte aufs HUD.
„Oh, komm schon…“
Der blaue Balken. Der rote.
Dieses absurde Minispiel um Kontrolle.
Sie zog den Steuerknüppel leicht, versuchte die Linie zu halten.
Fünfzehn Sekunden. Vierzehn.
Das konnte sie.
Das hatte sie geübt.
Zwölf.
Elf.
Zehn.
Sie fluchte.
Die Anzeige sprang. Das Ziel zuckte.
Sie war raus.
„Frame Shift Drop.“
Die Welt riss auf.
Der T9 schüttelte sich, als hätte er zu viel Masse geschluckt.
Und Geraldine war nicht allein.
Zwei Schiffe.
Eins vor ihr, eins hinter ihr.
Kobra? Mamba? Irgendwas Zahniges.
Schnell. Gierig.
Der Funk knackte.
„Na, na, was haben wir denn da? Ein fettes Mädchen mit Diamanten? Zeig uns doch mal den Laderaum, Süße.“
Sie atmete tief durch.
Langsam. Gesteuert.
„Jungs, das wollt ihr nicht. Wirklich nicht.“
Aber natürlich wollten sie.
Der erste Treffer kam von hinten.
Die Schilde flackerten.
Geraldine riss die Triebwerke hoch.
Das Schiff reagierte wie ein Kran auf Valium.
Chaff raus.
Ausweichmanöver.
Nichts half.
Noch ein Treffer.
Frontseite.
Warnmeldungen.
Ladungsbucht: gefährdet.
„Verdammt. Nicht hier. Nicht jetzt.“
Sie schwenkte hart, suchte den nächsten Sprungpunkt.
Supercruise: gesperrt.
Mass Lock.
Heat Sink raus.
Signatur auf Null.
Ein Trick, der nur einmal funktioniert.
Vielleicht.
Stille.
Ein Atemzug lang.
Dann:
„FSD Charging.“
Der Balken krabbelte.
Langsam.
Jede Sekunde ein Jahrhundert.
Raketenwarnung. Zielerfassung.
Geraldine hielt den Kurs.
Sie spürte, wie ihre Hände klamm wurden.
Dann:
„Frame Shift Drive Engaged.“
Der Raum verzog sich.
Sie war weg.
Zehn Minuten später.
Pillman Hub.
Landebucht 07.
Der T9 war verrußt.
Verbeult.
Noch glühend vom Stress.
Geraldine stieg nicht sofort aus.
Sie saß da.
Die Hände um den kalten Kaffeebecher.
Still.
Der Bildschirm meldete:
Verkauf abgeschlossen. Hoher Gewinn.
Sie starrte ihn an.
Ohne Regung.
Sie hatte fast alles verloren.
Nicht nur die Ladung.
Sich.
Das, was sie war, wenn niemand zusah.
Ein paar Meter weiter blinkte das Handelsinterface.
Sie ignorierte es.
Sie wusste nicht, was das gerade gewesen war.
Zufall?
Ziel?
Strafe?
Nur eines war sicher:
Sie wollte nie wieder so zittern.
Nicht in einem Schiff, das sich bewegte wie ein betrunkenes Hochhaus.
Nicht in einem Moment, den sie nicht kontrollieren konnte.
Sie brauchte Abstand.
Oder ein Ziel.
Oder…
Vielleicht Rache.
Leere Räume, falsche Träume
Geraldine machte Pause.
Nicht vom All.
Von sich selbst.
Nach dem Überfall war alles zu laut geworden.
Die Stationsgeräusche. Die Warnanzeigen.
Sogar ihr eigener Atem fühlte sich an wie ein Fehlton im System.
Kein Heldentum. Kein Selbstmitleid.
Nur das dringende Bedürfnis nach…
Nichts.
Sie parkte den T9 auf irgendeiner Station zwischen Nirgendwo und Vergessen.
Keine Missionen. Kein Handel. Keine Zielkoordinaten.
Nur sie, ein Quartiersautomat, und eine Kaffeemaschine, die mehr Charisma hatte als ihr letzter Gesprächspartner.
Sie scrollte durch alte Navigationskarten.
Zoomte in Systeme, die klangen wie Passwortvorschläge: HR 4769, BLAU-X9, Unbekannt.
Orte, die sie nie gesehen hatte.
Vielleicht, weil sie nie jemand sehen wollte.
Sie trank viel Kaffee.
Las dreimal denselben Explorer-Bericht über eine angeblich gefundene Thargoidenstruktur im Nebel.
Fake, vermutlich.
Aber irgendwas darin… regte sich.
Vielleicht war es Flucht.
Vielleicht Hoffnung.
Vielleicht nur der Wunsch, woanders zu sein als hier.
Und so tat sie, was Pilotinnen in Identitätskrisen tun:
Sie kaufte ein Schiff, das sie nicht brauchte.
ASP Explorer.
Schlank. Reichweitenstark.
Gemacht für Leute mit Ziel.
Geraldine hatte keins.
Aber sie konnte wenigstens so tun.
Sie flog Richtung Westen.
Raus. Einfach raus.
Plan: kein Plan.
Nur Sterne sehen, die niemand benannte.
Sich verlieren.
Vielleicht neu zusammensetzen.
Die ersten Tage waren still.
Sprünge. Scans.
Leere Systeme.
Sie analysierte Gase. Scannte Gestein.
Machtes Notizen über Dinge, die sie am dritten Tag schon nicht mehr interessierten.
Die ASP summte leise.
Fehlerfrei.
Pflichtbewusst.
Sie hasste es.
Es war nicht das Schiff.
Es war das Gefühl, dass die Galaxis an ihr vorbeizog –
und sie der Galaxis exakt gar nichts bedeutete.
Das war kein Abenteuer.
Das war… Abwesenheit.
Von allem.
Nach einer Woche kehrte sie um.
Kein Drama. Kein Manöver.
Einfach umdrehen.
Zurück zur Station.
Zurück in die Datenbank.
Sie verkaufte die Explorer mit einem trockenen Kommentar:
„Tut mir leid, Liebling – ich bin eher so die Indoor-Pilotin.“
Dann scrollte sie.
Durch Schiffe. Durch Zahlen.
Durch Möglichkeiten.
Und suchte nicht Komfort.
Sondern Trotz.
Sie blieb bei einem Modell hängen.
Federal Dropship.
Alt. Zäh. Kampfbereit.
Ein fliegender Amboss mit Trotzfaktor.
Geraldine lehnte sich zurück, betrachtete das Profil.
Kein Fortschritt. Kein Neuanfang.
Aber vielleicht genau das, was sie jetzt brauchte.
Sie speicherte die Daten.
Und blieb sitzen.
Noch war es nur ein Gedanke. Aber Gedanken hatten schon oft Schiffe verändert.
Jägerin wider Willen
Geraldine hatte die Schnauze voll.
Nicht nur vom Mining. Nicht nur von Piraten.
Sondern davon, ständig das Ziel zu sein.
Sie wollte zielen.
Nicht fliehen.
Nicht hoffen.
Treffen.
Die Idee war nicht neu.
Sie war nur… gereift.
In einer langen Nacht. Zwischen Wut und Whisky.
Am Ende klickte sie auf Kaufen.
Federal Dropship.
Kein Glanz. Kein Charme.
Nur Stahl, Feuerkraft – und der Ruf, mehr auszuhalten als zu liefern.
Sie lachte. Kurz.
Dann klickte auf Kaufen.
Das Ding fühlte sich an wie ein Panzer mit Aggregat.
Träge, schwer, kompromisslos.
Keine Spielerei. Kein Schnickschnack.
Nur: Du willst Stress? Hier hast du ihn.
Sie montierte alles, was Lärm machte.
Multicannons.
Schildverstärker, die eher ein Wunsch als ein Versprechen waren.
Ein Zielscanner, damit sie wusste, wen es traf.
Dann flog sie raus.
Tief in ein Abbaugebiet, das selbst Stationswärter nur flüsternd erwähnten.
Piratenverseucht.
Perfekt.
Die ersten Minuten: Stille.
Geraldine schwebte zwischen Gesteinsbrocken.
Wartete.
Dann sah sie ihn.
Anaconda.
Groß. Dunkel. Schwer bewaffnet.
Der Scanner flüsterte: Gesucht.
Sie näherte sich.
Langsam.
Finger am Abzug.
„Na, du Miststück…“, murmelte sie.
Doch die Anaconda war nicht überrascht.
Sie war vorbereitet.
Der erste Schuss kam ohne Vorwarnung.
Energieblitze.
Der Schild brach ein wie nasses Papier.
Geraldine konterte.
Multicannon-Salve.
Raketenschuss.
Treffer? Vielleicht.
Effekt? Null.
Die Anaconda drehte sich.
Kalt. Kontrolliert.
Ihre Bugkanonen richteten sich aus.
Ein weiterer Treffer.
Systemwarnung.
Hüllenschaden.
Fehlermeldung.
Alles auf einmal.
Geraldine fluchte.
Leitete Energie um.
Versuchte zu fliehen.
Aber das Dropship war nicht gemacht fürs Davonkommen.
Es war gebaut fürs Durchhalten.
Und sie wusste nicht mehr, ob sie das wollte.
Heat Sink raus.
Tarnung.
Ein kleines Zeitfenster.
Mehr nicht.
FSD Charging.
Langsam. Zitternd.
Sie sah die Distanz schrumpfen.
Sah fast nichts mehr.
Dann –
Sprung.
Irgendeine Station. Irgendein Hangar.
Der Dropship zerschrammt.
Geraldine stieg aus.
Schweigend.
Der Techniker sagte nichts.
Sie auch nicht.
Am nächsten Tag verkaufte sie das Ding.
Kein Kommentar.
Nur ein Wort im Systemlog:
Fehlkauf.
Und dann…
scrollte sie wieder.
Durch Schiffsdatenbanken.
Durch Frustration.
Durch Optionen.
Die Anaconda lachte ihr entgegen.
Groß. Schwer.
Respektgebietend.
Sie hatte sie fast zerlegt.
Und das machte sie… faszinierend.
Geraldine rechnete nach.
Reichte.
Keine Kompromisse.
Kein Mittelmaß.
Diesmal nicht.
Kaufen.
Das Cockpit der Anaconda war keine Kanzel.
Es war eine Brücke.
Ein Thron.
Ein Bekenntnis.
Geraldine fühlte sich klein.
Und gleichzeitig: bereit.
Die Systeme erwachten.
Langsam. Massiv.
Jedes Licht ein Versprechen.
Aber die erste Flugminute machte klar:
Das war keine Erlösung.
Das war Arbeit.
Sie begann umzubauen.
Elvira Martuuk.
Reichweite. Schildmanagement.
Dann Ishmaak.
Raketen. Explosivspielzeug.
Engineering wurde ihr neues Zuhause.
Nicht leicht. Nicht schnell.
Aber logisch.
Geradlinig.
Beherrschbar.
Sie flog erneut raus.
Jagdgebiet.
Diesmal lief’s besser.
Viel besser.
Die Anaconda war keine Tänzerin.
Aber wenn sie traf, dann erzitterte das Ziel.
Und doch:
Sie war träge.
Die Panzerung enttäuschte.
Ohne Selene Jean?
Ein zahnloser Riese.
Und Petra Olmanova?
22.000 Lichtjahre entfernt.
Geraldine lachte.
„Später, Schatz. Viel später.“
Die Ränge stiegen.
Weitgehend harmlos.
Oberfähnrich zur See.
Leutnant zur See.
Kapitänleutnant.
Titel.
Ohne Türschild.
Ohne Bedeutung.
Sie hatte alles.
Ein Schiff. Technik. Geld.
Und trotzdem…
fehlte etwas.
Noch.
Sie blieb länger stehen, als nötig
Sie wartete auf ein Ersatzteil.
Irgendein Modul für die Anaconda – noch nicht geliefert, noch nicht wichtig.
Geraldine stand in der Empfangshalle, die Schultern schwer, die Hände in den Taschen.
Sie fühlte nichts Konkretes. Nur… Erschöpfung.
Nach all dem Lärm, der Wut, den Entscheidungen – jetzt: ein weißes Rauschen.
Dann fiel ihr Blick auf das Holo-Banner.
Stationswandgroß.
Kalt beleuchtet.
Imperiales Design, künstlich überhöht.
Und in der Mitte: Aisling Duval.
Nicht lächelnd. Nicht hart.
Nur da.
Ihr Blick ging durch sie hindurch.
Geraldine konnte ihn nicht einordnen.
Stolz? Müdigkeit?
Er sah aus wie jemand, der keine Zeit mehr für Lügen hatte.
Das irritierte sie.
Sie kannte Aisling nicht.
Nur die Schlagzeilen.
Das Make-up. Das Märchen.
Aber jetzt, hier… war da etwas anderes.
Nicht Faszination. Nicht Ablehnung.
Etwas Tieferes.
Etwas, das wie Erinnerung schmeckte –
aber keine war.
Ein Bild, das nicht zu ihr gehörte.
Aber sich trotzdem vertraut anfühlte.
Sie blieb stehen.
Länger als nötig.
Nicht aus Interesse.
Nicht aus Respekt.
Sondern weil sie spürte:
Da beginnt was.
Oder da hört was auf.
Sie wusste es nicht.
Aber sie ging nicht sofort weiter.